Jetzt ist eine Weile kaum etwas
passiert und dann alles auf einmal, sodass ich erst jetzt Zeit finde über die
letzten zwei Wochen zu berichten. Da hat sich mittlerweile so einiges
angesammelt.
Am Donnerstag vor zwei Wochen,
also am 30.10 bekam ich aus Koforidua die Nachricht, dass Jan und ich am
Dienstag in der kommenden Woche nach Accra kommen sollten, um dort unser Visum
zu verlängern. Also hab ich meine Sachen gepackt und bin nach der Schule mit
dem Taxi nach Nkawkaw und von dort nach Koforidua gefahren. Mittlerweile kenne
ich die Preise für die Fahrten und lasse mich von den Taxifahrern nicht mehr
ausnehmen. Auch die Strecke ist mittlerweile vertraut und an die schlechten
Straßen gewöhnt man sich schneller als anfangs gedacht.
Hier zwei Bilder von der Strecke nach Koforidua:
Nach einem kurzen Wochenende in
Koforidua mit ein bisschen shoppen, viel essen und quatschen mit einigen
anderen Freiwilligen, die in Koforidua und Umgebung wohnen und einem kurzen
Montag, ging es am Dienstagmorgen um 8.00 Uhr los in Richtung Trotro-Station. Schon
oft haben wir gehört, dass die Fahrt nach Accra drei Stunden oder länger
dauert. Deshalb waren wir entsprechend erstaunt, als wir schon nach einer guten
Stunde die Maud-Station an der Grenze von der Eastern Region und Greater Accra
passierten. Als wir danach noch fast zwei Stunden im Stau standen bis wir
schließlich ausstiegen und für das letzte Stück ein Taxi zum YMCA nahmen.
Dort angekommen wurden wir von
allen freudig begrüßt und gefragt wie es uns in Koforidua und Mpraeso gefällt
und was wir so machen. Danach hatten wir ein Gespräch mit dem Generalsekretär,
in dem es darum ging welche Art von Visum wir jetzt wirklich beantragen müssen.
Schließlich kam heraus, dass wir erst ein work permit, dann die Non-Citizen-Card
und zum Schluss das residence permit beantragen.
Mit einem Mitarbeiter des YMCA
wurden wir dann zur Immigration Office geschickt. Hier bekamen wir einen
Visums-Antrag in die Hand gedrückt, der die gleichen Informationen wie immer
verlangte: Name, Vorname, Reisepassnummer, Ausstellungsdatum, Ablaufdatum, etc.
So langsam kann ich das auch schon auswendig. Als wir dann fertig waren, die
Anträge abgaben und der Officer auf die Anzahl der beantragten Monate guckte,
war die Überraschung groß, als er meinte, dass dieser Antrag nur für eine
Verlängerung von sechs Monaten gilt. Für mehr als sechs Monat müsse man ein
work permit beantragen. Einen richtigen Schock habe wir bekommen, als der
Officer uns dann auch noch mitteilte, dass das 90-Tage-Visum, das wir in Deutschland
von der ghanaischen Botschaft bekommen hatten, bei der Einreise auf 60 Tage
runtergestuft wird. Dies bedeutete, dass unser Visum zum 7.11 ausläuft und wir
hatten bereits den 4.11.
Also haben wir uns schnell den
neuen Antrag für das work permit geholt, der gleich noch zweimal die gleichen
Informationen haben wollte, die wir schon bei unserem ersten Visum, das wir in
Deutschland beantragt haben, angeben mussten. Außerdem gab es eine ziemlich
lange Liste von Dokumenten, die wir für das Visum brauchen.
Da wir nicht alle Dokumente da
hatten, gingen wir erstmal zurück zum YMCA, um uns einen Überblick über die
Dokumente zu verschaffen. Einige haben wir zum Glück schon aus Deutschland
mitgebracht, so zum Beispiel das polizeiliche Führungszeugnis auf Englisch,
anderes, wie der Vertrag mit dem CVJM in Deutschland auf Englisch und ein
medical report fehlten. Jetzt ging es erstmal darum alles nötige zu besorgen.
Am längsten haben wir für den medical report gebraucht, für den wir letztlich
drei verschiedene Krankenhäuser besucht haben. Hier haben wir meistens recht
lange warten müssen, da in dieser Woche alle staatlichen Lehrer,
Krankenschwestern und Ärzte im Streik waren, da sie schon seit mehreren Monaten
nicht vom Staat bezahlt wurden.
Das alles noch am gleichen Tag zu
schaffen, war ziemlich unmöglich, weshalb wir am Dienstagabend in Ermangelung
von Übernachtungssachen zurück nach Koforidua gefahren sind. Am Mittwochmorgen
klingelte dann um 4.30 Uhr der Wecker, im Trotro saßen wir gegen 6.00 Uhr und
in Accra waren wir schließlich um 8.30 Uhr. Hier haben wir dann noch ein
Dokument für den Visumsantrag fertig gestellt. Eigentlich sollte es danach noch
einmal schnell in ein anderes Krankenhaus gehen, wo ein Röntgenbild gemacht
werden sollte. Ganz typisch ghanaisch hatte das Krankenhaus jedoch nicht wie
angegeben ab 8.00 Uhr geöffnet, sodass wir nach einem anderen suchen mussten,
das schließlich das Röntgenbild machen konnte. Damit ging es dann zurück zum
ersten Krankenhaus, das letztlich den endgültigen medical report ausstellte.
Fertig waren wir mit der ganzen Prozedur so gegen 14.00 Uhr.
Jetzt ging es wieder zu
Immigration Office, wo wir glücklicherweise das work permit erfolgreich
beantragen konnten. Nun hieß es abwarten und hoffen, dass wir nicht extra
zahlen müssen, weil wir vom 7.11 bis zu dem Tag, an dem wir mit dem work permit
erst die Non-Citizen-Card und damit dann das residence permit beantragen
können, ohne Aufenthaltsgenehmigung in Ghana sind – keine besonders angenehme
Vorstellung.
Um von dem ganzen Stress um das
Visum herum einen freien Kopf zu bekommen, haben wir uns für das Wochenende
einigen anderen auch deutschen Freiwilligen, die in der Umgebung von Koforidua
wohnen, angeschlossen und sind mit nach Winneba gefahren, einer Stadt, die
direkt am Atlantik liegt. Die Fahrt dorthin war allein schon den Trip wert.
Wir trafen uns gegen vier Uhr in
der Nähe der Trotro-Station in Koforidua und waren – ganz ghanaisch – erst
gegen halb fünf vollständig anwesend. An
der Trotro-Station empfing uns dann die erste Überraschung: entgegen der
Erwartungen gab es kein Trotro, das von Koforidua aus direkt nach Winneba
fährt. Auch nach Swedru, ein Ort der etwa 30 Minuten mit dem Trotro von Winneba
entfernt ist, gab es um diese Uhrzeit keine direkte Verbindung mehr. Uns wurde
erklärt, dass wir erst mit einem Trotro Richtung Asamankese fahren müssen und
uns der Fahrer dann an der Stelle, von der aus wir ein Trotro Richtung Agona /
Swedru nehmen müssen, rauslassen würde. Also haben wir die Tickets für das
entsprechende Trotro gekauft. Glücklicherweise wurde es recht schnell voll,
sodass wir bald los gekommen sind. Die Strecke, die wir dann fuhren, war mit
Abstand die schlechteste Straße, die ich in Ghana bis jetzt erlebt habe. Falls
ihr euch noch an meine Beschreibungen von der Tour von Koforidua nach Nkawkaw
erinnert – die Straße war nochmal deutlich schlechter! Nachdem wir ordentlich
durchgeschüttelt worden waren und die Straße zumindest wieder einige Spuren von
Asphalt aufwies, hielt der Trotro-Fahrer an einer T-Kreuzung an, und
verkündete, dass die „Obrunis“ hier jetzt aussteigen und auf ein Trotro nach
Swedru warten müssten. Wir sind also alle aus dem Trotro ausgestiegen und
standen dann bei fast vollkommener Dunkelheit mitten auf der Straße. Das Trotro
fährt ab und wir gucken und erstmal um, wo wir da eigentlich gelandet sind. Wir
sehen: nichts. Keine Trotro-Station, kein Schild mit irgendeinem Hinweis. Nur
ein Verkaufsstand mit Instand-Nudeln, der uns leider nichts verkaufen möchte, und
ein paar Taxen. Also stellten wir uns zu den anderen Wartenden an den
Straßenrand. Die Wartezeit wurde uns von ein paar kleinen Kindern vertrieben,
denen es unheimlich Spaß bereitete den Obrunis so nahe wie möglich zu kommen.
Sobald sich einer von uns auch nur halb umdrehte, war das Gekreische groß und
wenn man dann auch noch einen halben Schritt in ihre Richtung machte, rannten
sie weg, als ob der Teufel hinter ihnen her wäre. So abgelenkt, verpassten wir
auch halb die Ankunft des ersten Trotros. Alle anderen stürzten auf den Bus zu,
als ob ihr Leben davon abhinge und quetschten sich soweit wie möglich in den
Wagen. Uns war schnell klar: zu fünft haben wir da keine Chance mehr. Also
warten auf das nächste Trotro. In diesem waren nur wenige Plätz frei und als es
abfuhr, hieß es, dass dies das letzte Trotro für heute nach Swedru gewesen sei.
Deshalb haben wir versucht einen Taxifahrer dazu zu bringen uns erst bis nach
Winneba und, als sich das fast unmöglich oder sehr teuer herausstellte,
zumindest bis nach Swedru zu fahren. Schließlich wurden wir uns preislich mit
einem der Fahrer einig. Also alle ins Taxi, soweit bequem hingesetzt wie möglich
und los geht es. Der Taxi-Fahrer ist nett, fragt nach unseren Namen und was wir
machen. Es läuft Bob Marley, die Nachtluft strömt durch die Fenster und wir
haben den leisen Verdacht, dass unsere Fahrer schon etwas geraucht hat. Nach
etwa fünf Minuten Fahrt passiert es dann: Der Motor geht aus. Mit viel Mühe
bekommt der Fahrer den Wagen wieder ans Laufen und wir kommen gerade noch so in
die nächste Ortschaft. Hier ist dann aber endgültig Schluss. Wenn wir eben noch
gedacht haben, dass man viel abgelegener nicht mehr aussteigen kann, wurden wir
nun eines Besseren belehrt: Hier gibt es noch nicht mal einen Verkaufstand und
kein einziges Taxi. Der Taxi-Fahrer macht sich am Motor zu schaffen – ein völlig
zweckloses Unterfangen, da einfach nur der Tank sehr leer ist – und wir richten
uns schon auf eine Nacht mitten im Nirgendwo ein, als ein Trotro vorbei fährt.
Gerade so schaffen wir es den Wagen anzuhalten. Wir haben Glück: Es fährt nach
Swedru! Also Rucksäcke aus dem Kofferraum holen, sich beim Taxi-Fahrer
verabschieden, ihm noch ein bisschen Geld für die kurze Fahrt zustecken und
rein ins Trotro. Während der Fahrt stellt sich heraus, dass die Fahrt nach
Swedru weiter nach Winneba und dann nach Accra gehen soll. Und so kommt es,
dass wir schließlich um halb elf von dem netten Trotro-Fahrer vor dem Hostel in
Winneba abgesetzt werden.
Nach dieser Fahrt ist uns allen
klar, warum man nicht nachts in Ghana reisen soll: Es ist nicht die Höhere
Gefahr von Unfällen, sondern einfach die Tatsache, dass man, wenn man Pech hat,
irgendwo rausgelassen wird und von dort nicht mehr wegkommt. Jetzt steht fest:
Nachts nur noch Direktfahrten!
Das Hostel liegt etwa zwei Gehminuten
vom Strand entfernt und hatte freies Wlan, wie ich etwas später herausfand –
und das alles für noch nicht mal 5€ für zwei Nächte. Nachdem wir angekommen und
die Zimmer bezogen waren, stellte sich zum Glück heraus, dass wir in der Küche
noch etwas zu essen bekommen konnten. Als letztlich alle gegessen hatten, ging
es noch runter an den Strand und um vier Uhr dann ins Bett.
Der nächste Tag begann mit Ausschlafen
und ging weiter mit Schlafen am Strand und Schwimmen im Meer. Hier ein paar
Bilder vom Strand (die einzigen für diesen Eintrag – leider).
Abends ging es in eine Strandbar
und wieder sehr spät ins Bett.
Am Sonntag hieß es dann noch
einmal kurz ins Wasser springen und dann nach einem Taxi suchen, das uns zu
Trotro-Station bringen konnte. Die Rückfahrt verlief zum Glück recht
ereignislos.
Ich wollte dann am Montag zurück
nach Mpraeso fahren, als morgens der CVJM aus Deutschland bei uns anrief und
Bedenken äußerte bezüglich des Visums und ob es nicht sinnvoller wäre, wenn wir
da erstmal nicht an unterschiedlichen Orten sind. Letztlich bin ich dann doch
nach Mpraeso gefahren, nur um am Dienstagmorgen eine Nachricht von Kwame zu
bekommen, der durch den Direktor der Schule erfahren hatte, dass ich noch am
selben Tag wieder zurück nach Koforidua fahren soll, weil wir am Mittwoch
wieder für das Visum nach Accra müssen. Glücklicherweise hatte ich meinen
Rucksack noch nicht wieder ausgepackt, so dass ich recht schnell wieder los
konnte.
Mittwochmorgens ging es dann wieder
recht früh los nach Accra, jedoch spät genug, um dem größten Stau aus dem Weg zu
gehen. Nach einem kurzen Gespräch mit dem Generalsekretär ging es wieder zu
Immigration Office, wo wir nach einigem Hin und Her schließlich die
Non-Citizen-Card bekamen und auch der Stempel mit dem residence permit direkt
in unseren Pass gesetzt wurde – jetzt dürfen wir offiziell bin zum 11.11.2015
in Ghana bleiben.
Übers Wochenende bin ich nach
Basco zu einem Projekt von drei anderen Freiwilligen gefahren. Basco ist
eigentlich nur eine Schule und ein Waisenheim mitten im Dschungel. Von der
Straße aus läuft man noch mal gute dreißig Minuten bis man da ist. Hier haben
wir einen netten Abend mit Gulasch, Kartenspielen und einer Tanzveranstaltung
der Kinder aus dem Heim verbracht.
Morgen geht es für mich erstmal
wieder nach Mpraeso zurück. Für die nächsten zwei Wochen habe ich mir
vorgenommen, nochmal anzusprechen, wie das jetzt mit dem Unterrichten aussieht.
Da bin ich mal gespannt wie weit ich da komme.
Ihr hört dann wieder von mir –
diesmal hoffentlich früher als dieses Mal!