Mittwoch, 3. Dezember 2014

Eine ghanaische Beerdigung und was sich im Projekt so tut



Jetzt ist der letzte Eintrag schon wieder ein paar Wochen her und da dachte ich es wird mal wieder Zeit. Ich habe heute Morgen auf mein Handy geguckt und neben der Uhrzeit (4.30 am) auch das Datum festgestellt: 3.Dezember. Das heißt, ich bin jetzt schon fast drei Monate hier in Ghana – so schnell vergeht die Zeit dann doch. Aber zu interessanteren Themen:

Am letzten Samstag war ich auf meiner ersten ghanaischen Beerdigung. Hier hatte es schon im Voraus ein pass Missverständnisse gegeben. Mir wurde nämlich zuerst gesagt, dass es ein Wochenende früher ist, woraufhin ich etwas hektisch wurde, weil ich keinerlei passende Kleidung für eine Beerdigung dabei hatte. Nachdem das aber dann geklärt war, habe ich in der Stadt einen schwarzen Stoff gekauft und mir ein Kleid schneidern lassen. Diesmal aber bei einer anderen Schneiderin als der, die bei mir im Haus wohnt, weil sie schon dabei war zwei andere Kleider für mich zu machen. Aber zu einer ghanaischen Beerdigung geht man nicht in einem einfachen schwarzen Kleid. Man braucht mindestens einen schwarz gemusterten Stoff oder – noch besser – ein eigenes Design, das für das Kleid entworfen und dann extra darauf genäht wird. Dieses Design sollte ein Bekannter von Kwame für mich machen. Vorher sehen durfte ich es allerdings nicht. Über die Woche hin gab es mehrere Stromausfälle, sodass die Schneiderin mein Kleid erst am Freitag vor der Beerdigung fertig bekommen hat. Weil es mir an diesem Tag nicht so gut ging (heftige Kopfschmerzen – keine Sorge, es geht mir wieder gut), hat Kwame das Kleid abends für mich abgeholt. Bei der Anprobe stellte sich dann heraus, dass das Kleid ziemlich schlecht saß und nur mit Mühe zu schließen war. Aber da es bereits kurz vor sechs war, ließ sich das nicht mehr ändern. Es ist hier nämlich so, dass der Strom immer so gegen sechs ausfällt – entweder abends oder morgens. Entweder hat man also tagsüber Strom, oder man hat nachts Strom. Zum Glück variiert das ein wenig und manchmal geht der Strom auch um Mitternacht wieder an. Das half mir aber in der Situation wenig, denn ohne Strom funktionieren auch die Nähmaschinen nicht. Mir blieb also nichts anderes übrig, als das Kleid so am nächsten Tag anzuziehen.

Um vier Uhr morgens klingelte mein Wecker. Es hieß: aufstehen, duschen, frühstücken, losfahren. Ganz untypisch für Ghana war, dass schon um viertel vor fünf bei mir geklopft wurde, um zu fragen ob ich denn jetzt fertig sei, dabei war doch fünf Uhr vereinbart. Pünktlich um fünf saßen wir dann im Taxi und es ging runter nach Nkawkaw. Auf der Serpentinenstraße von der Hochebene runter kamen immer wieder junge Ghanaer – meistens Männer – den Berg hoch gejoggt. Das war eines der wenigen Male, in denen ich erwachsene Ghanaer laufen und Sport machen gesehen habe (ansonsten sieht man sie meistens nur schlafen).  Das Taxi war voll und ich saß eingequetscht hinter dem Fahrersitzt. Den Beifahrersitzen teilten sich zwei Ghanaer. Plötzlich hielt das Taxi an und ich dachte schon es wollten sich noch mehr Menschen in das kleine Auto zwängen, aber stattdessen stieg einer der beiden vorne sitzenden aus dem Wagen aus – ohne zu bezahlen. Das Taxi fuhr wieder los und hielt etwa zehn Meter schon wieder an, dann wurde mir der Grund für das Aussteigen klar: eine Polizeikontrolle. Der Polizist leuchtete prüfend mit der Taschenlampe ins Auto und winkte uns dann weiter. Etwa weitere zehn Meter hinter der Polizeikontrolle hielt das Taxi wieder und – ihr könnt es euch sicher schon denken – der Ghanaer stieg vorne wieder ein. Ein kurzer Blick nach hinten zeigte mir, dass der Polizist, der uns vorher kontrolliert hatte uns hinter her guckte und die Hand kurz zum Gruß hob als wir weiter fuhren. So viel also zu den Polizeikontrollen in Ghana.

Nach etwa zweieinhalb Stunden Fahrt mit dem Trotro kamen wir in Kumasi an. Da der Bankautomat in Mpraeso am Vortag kaputt war, suchten wir erstmal die nächste Bank, die jedoch auch nicht funktionierte. Also ging es dann mit dem Taxi weiter zur Beerdigung.

Nach einer schlaglochträchtigen Fahrt und einem Umweg wegen einer aufgrund einer anderen Beerdigung gesperrten Straße kamen wir schließlich bei der Beerdigung an. Wie das aussieht, ist etwas schwerer zu beschreiben. Es waren mehrere große Zelte mit Dach ohne Seitenwände aufgestellt, unter denen die Gäste saßen und vor der Sonne geschützt waren. Alles war in Schwarz und Rot – die ghanaischen Beerdigungsfarben – gehalten. Die Zelte standen auf einer schmalen Lehmstraße und auch noch eine Reihe dahinter einen kleinen Abhang hoch. Der Blick war auf ein Haus gerichtet, in dem in einem Raum, den man von außen einsehen und betreten wurde, die Verstorbene aufgebahrt war. Der Hof es Hauses war nur durch ein Tor zu betreten, das direkt auf den Raum mit der Toten gerichtet war.

Die Zelte

Als wir ankamen, wurde ich erstmal jede Menge Leuten vorgestellt, die alle zu Kwames Familie gehörten. So ziemlich jeden Mann in Kwames Alter bezeichnete er als seinen „Bruder“. Dabei handelte es sich bei maximal zwei davon wirklich um seinen leiblichen Bruder, alles andere waren Cousins. Genauso verhielt es sich mit seinen „Schwestern“. Nachdem mir die jüngeren vorgestellt worden waren, ging es zu Kwames Eltern und dessen Geschwistern weiter, die alle ernst auf ihren Stühlen saßen. Danach ging es in den Hof des Hauses, wo, wie ich vermute, die engsten Familienmitglieder und Freunde saßen. Hier war die Stimmung deutlich bedrückter als draußen und es kam mir sehr unpassend vor hier die Runde zu machen, allen die Hand zu schütteln und „Good morning“ zu sagen. Schließlich standen wir noch kurz vor dem Raum mit der Verstorbenen bevor wir wieder raus gingen und uns ziemlich weit hinten ganz an den Rand setzten. Hier kamen dann auch bald Leute dazu, die ich kannte, wie der Fahrer der Schule und Kwames Cousine, die in Mpraeso für mich kocht.

In einem Zelt, das direkt vor der Mauer des Hauses stand, war eine Musikanlage mit Band aufgebaut. Hier lief schon die ganze Zeit Musik vom Band und gegen neun Uhr fing auch Band an zu spielen. Nach ein paar Liedern wurden einige Leute aufgerufen, die Reden auf Twi hielten, sodass ich nicht verstehen konnte was gesagt wurde, aber ein paar Mal habe ich auch englische Wörter gehört. Ihre Biografie wurde dann auch auf Englisch vorgetragen. Die Verstorbene, die recht jung gewesen ist, war Lehrerin mit mehreren Auszeichnungen und Mutter von drei Kindern. Ihr Mann ist schon im letzten Jahr gestorben und die drei Kinder werden jetzt zu Kwames Eltern nach Mpraeso kommen.

Die Band
Mitten in den Reden kam Kwame zu mir und meinte, dass wir jetzt zur Bank fahren und etwas Essen würden. Wir waren jetzt seit etwa einer Stunde auf der Beerdigung und mittlerweile schon seit über fünf Stunden auf den Beinen. Mit dem Auto eines „Bruders“ ging es auf den Campus der Universität von Kumasi, auf dem sich auch einige Banken befinden. Danach ging es direkt wieder zurück zur Beerdigung. Das Essen wurde auf später verschoben.

Während wir weg waren, wurde die Verstorbene in ihren Sarg gelegt und in ein Zelt direkt vor das Musikzelt gebracht. Zu einem Lied gingen einige Frauen im Kreis um den Sarg herum und beklagten dabei laut ihren Tod. Ich setzte mich wieder nach hinten zu ein paar von Kwames „Brüdern“.


Tanzen um den Sarg
Bei der ganzen Beerdigungsfeier habe ich mich kaum getraut Fotos zu machen. Ich wäre nicht die Einzige gewesen (es war wohl ein Fototeam engagiert worden, das Fotos machte und auch filmte), aber halt doch die Einzige Weiße (das war ich ja ohnehin schon). Man kommt sich einfach schnell wie ein Tourist vor, wenn man dann die Kamera zückt und ungehemmt Fotos macht. Es ist zwar nicht so, dass ich das in Deutschland nicht mache, aber da bin ich eben auch nur eine Weiße unter vielen anderen Weißen. Hier dagegen wird man schnell der sowie so schon außenstehende Beobachter, der jetzt auch noch Bilder machen muss. Darüber denken die Ghanaer jedoch gar nicht nach. Sie sehen nur, dass ich zu wenige Fotos mache und schon wird mir die Kamera entwendet und jemand losgeschickt, der Bilder machen soll, die ich dann nach Hause schicken kann. Darüber war ich einerseits ganz froh, andererseits war so auch meine Kamera futsch.

Kurz nach der Entführung meiner Kamer wurde mir Mädchen vorgestellt, das die Tochter der Verstorbenen war. Gerade als ihr Bruder auch gerufen wurde, wurden die Kinder nach vorne gerufen. Zu dritt sagen sie ein Lied für ihre Mutter, welches starke Reaktionen bei den Trauernden hervorrief. Die meisten der Frauen weinten ohnehin schon, jetzt waren auch die Männer ergriffen. In Ghana gilt weinen jedoch als unmännlich und schwach, weshalb sich das nur darin zeigte, dass viele ihre Sonnenbrillen aufsetzten und die, die es gar nicht mehr verbergen konnten aufstanden und sich hinter die Container, in denen sich ein paar Stores befanden, stellten. Am Ende des Liedes wurde der Sarg hochgehoben und in Begleitung von allen Trauergästen zu einem wartenden Polizeiauto gebracht. In Ghana ist es so, dass die Verstorbenen im Sarg von einem Polizeiauto mit Blaulicht und Tatütata zu ihrer letzten Ruhestätte gebracht werden.


Der Sarg wird weggetragen
Dabei stand ich etwas blöd in der Gegend rum und wusste nicht wohin mit mir. Nach einer Weile kam Kwames Mutter zu mir und nahm mich mit zu den anderen ins Haus, wo ich eine Flasche Wasser bekam. Dann ging es wieder raus und ich saß eine Weile neben ihr unter einem der Zelte. Später ging es dann zwei Häuser weiter in einen Hof, auf dem sich jetzt die Familie sammeln sollte. Den Grund dafür habe ich nicht so ganz verstanden. Während ich mich mit einem der Cousins unterhielt, kam Kwame und gab mir einen Teller mit Reis, Tomatensauce und Fisch. Dann verschwand er.


Ghanaer machen viele Selfies
Zusammen essen
Als ich mit essen fertig war, meinte der Cousin, dass wir dann jetzt zu Kwame gehen würden. Es ging aus dem Hof raus, auf die Straße und ein paar Ecken weiter in einen Spot, in dem Kwame mit ein paar Freunden saß. Sie hatten zusammen etwas getrunken und jetzt sollte es zum Büro des Cousins, der mich mitgenommen hatte, gehen. Ich habe Kwame nach meiner Kamera gefragt, woraufhin er meinte, dass die bei irgendwem wäre und ich mir keine Sorgen machen solle. Dann ging es zu einem Taxi. Als ich fragte, ob wir nicht vielleicht die Kamera holen sollten bevor wir weg fahren, wiederholte er nur, was er vorher schon gesagt hatte.

Mit dem Taxi ging es über eine große Straße weiter nach Kumasi rein. Ab und zu wurde mir erklärt wofür das eine oder andere Gebäude da wäre. In einer kleinen Straße lag der Verkehr dann plötzlich still, wir stiegen aus und liefen die restlichen fünfzig Meter zum Büro. Dieses war überraschend europäisch eingerichtet – das einzige, das man in einem europäischen Büro vielleicht nicht hätte, waren die drei Plastikweihnachtsbäume in Knallblau, Weiß und Neonpink inklusive Kunstschnee. Ich hätte gerne Fotos gemacht, leider hatte ich meiner Kamera aber nicht da.

Ich wurde in ein Sofa bugsiert und alle anderen verschwanden irgendwohin. Es war 11.45 Uhr. Nach einer Weile kam der Cousin und drückte mir sein Tablet in die Hand. Als er auch nach zehn Minuten nicht wieder kam, ging ich davon aus, dass das Tablet wohl zu meinem Zeitvertreib gedacht war. Die nächsten zwei Stunden spielte ich Candy Crush auf dem Tablet, dann kam der Cousin wieder und meinte, er habe das Tablet mit dem Internet verbunden und er wäre „ready very soon“ (13.45 Uhr).

Also Mails checken – nichts. Ein bisschen auf Facebook gucken. Und letztlich nur noch irgendwelche Seiten, um die Zeit zu vertreiben. Nach weiteren zwei Stunden (15.45 Uhr) erkundigte ich mich nach dem „washroom“ (man fragt hier nicht nach der Toilette). Wieder zurück im Raum erkundigte ich mich, ob ich mein Handy irgendwo aufladen könne (klägliche 7%). Ich konnte. Etwas später kam Kwame rein und meinte, wir würden „very soon“ nach Hause fahren. Ich fragte ihn worauf wir eigentlich waren würden. Er wiederholte, dass wir „very soon“ nach Mpraeso fahren würden. Als ich ihm erklärte, dass ich überhaupt keinen blassen Schimmer habe, warum wir hier überhaupt seit mittlerweile fast fünf Stunden herum sitzen (16.30 Uhr) und warten, behauptete er, dass er das doch gesagt hätte. Hatte er aber nicht. Er hat nur auf der Beerdigung kurz gesagt, dass wir vielleicht mit dem Auto eines Freundes zurück fahren würden. Nach einigen Entschuldigungen erklärte er, dass der Freund hier arbeiten würde und wir warten müssten bis er fertig sei.

Nach fast einer weiteren Stunde (17.15 Uhr) kam der Cousin und verkündete, dass er mir jetzt Kumasi zeigen würde. Froh mich endlich wieder bewegen zu können, stand ich auf, holte mein Handy (schon lange 100%) und ging mit ihm durch die hintere Tür raus. Hier kommt man zuerst auf eine Art Galerie. Unten im Hof ist die neue Busstation für Fernbusse von Kumasi. Er zeigte mir einige Gebäude und erklärte wofür die benutzt wurden. Kumasi ist die Regionalhauptstadt der Ashanti-Region und hat 1,5 – 2 Mio. Einwohner. Dann ging es runter und einmal über die Trotro-Station, die komplett voll mit Menschen war. Von hier aus gingen wir ein paar kleinere Straßen lang, auf denen alles Mögliche von Schuhe, über Klamotten, Schmuck, Essen, Elektronikgeräte und vieles mehr angeboten wurde. Er schenkte mir ein schwarzes Armband und meinte, dass ich das bei der nächsten Beerdigung tragen solle. Nach ca. einer halben Stunde waren wir wieder zurück im Büro und er verschwand direkt wieder zum Arbeiten mit der Versicherung, dass sie „very soon“ fertig seien.

In Erwartung von mindestens zwei weiteren Wartestunden, setzte ich mich wieder zurück auf das Sofa. 18.00 Uhr. Langsam wurde Candy Crush langweilig (Ja, nachdem man das etwa vier Stunden lang ununterbrochen gespielt hat, hat man auch auf dieses Spiel irgendwann keine Lust mehr) und das Tablet zeigte immer wieder die Warnung an, dass der Akku bald leer wäre. Irgendwann kam Kwame rein und setzte sich neben mich (18.45 Uhr). Ich hatte gerade Talking Tom entdeckt und brachte ihm deutsche Worte bei. Kwame hörte interessiert zu und irgendwann machten wir einen Wettbewerb daraus, wer das längere Wort in seiner Sprache hat – er auch Twi, ich auf Deutsch. Ihr dürft raten, wer gewonnen hat.

Etwa gegen 19.30 Uhr kam der Cousin an und meinte, sie seinen „nearly ready“. Das ließ mich hoffen. Etwa gegen acht Uhr packten sie dann tatsächlich ihre Sachen zusammen und wir gingen zum Auto des Fahrers. Mittlerweile war ich seit 16 Stunden wach, entsprechend müde und hatte seit etwa neun Stunden nichts mehr gegessen außer einer Packung Gummibärchen, die ich in meiner Tasche gefunden hatte. Im Auto lief ghanaische Musik und die Anlage war bis zum Anschlag aufgedreht. Als wir den gröbsten Stau in Kumasi hinter uns hatten (21.00 Uhr), hielten wir an einer Tankstelle und mir wurde eine Packung Kekse ausgesucht. Nachdem ich zwei davon gegessen hatte, schlief ich ein.

Ich wachte auf als ich mit dem Kopf gegen die Fensterschreibe knallte, weil der Fahrer ein Schlagloch übersehen hatte. Die Musik war immer noch ohrenbetäubend laut und wir fuhren einen Pfad entlang, der komplett schwarz war. Ich hatte keine Ahnung wo wir waren. Über die Musik hinweg versuchte Kwame mir irgendwas zu sagen – leider habe ich kein Wort verstanden. Ich nickte nur und schlief wieder ein. Wieder aufgewacht bin ich als das Auto hielt und die Musik ausging. Auf einmal war es schrecklich still. Der Cousin stieg hier aus, entschuldigte sich bei mir, dass es so lange auf der Arbeit gedauert hätte und meinte, er würde am nächsten Tag vorbei kommen. Ich sagte, dass es doch nicht so schlimm sei und ich mich darauf freuen würde. Dann war er weg – und ich auch.

Gegen 23.30 Uhr standen wir schließlich in Mpraeso vor dem Haus. Ich verabschiedete mich vom Fahrer und ging in mein Zimmer. Mittlerweile war ich wieder etwas wacher und da zum Glück Strom da war, konnte ich mir auch noch einen Mitternachtssnack machen. Danach viel ich einfach nur noch ins Bett und schlief bis zehn Uhr am nächsten Morgen durch, was eine ganz schöne Leistung ist, wenn man bedenkt, dass ab 4.30 Uhr sich laut unterhaltende Ghanaer direkt unter meinem Schlafzimmerfenster über meinem Bett stehen. Davon habe ich aber nichts mehr mitbekommen.

So viel zu einem Tag mit einer ghanaischen Beerdigung.

Noch ganz kurz zum Schluss (Ich konnte mich mal wieder nicht kurz fassen, aber ich arbeite dran – gedanklich!) meine momentan Situation in der Schule. Gerade sin hier die End-of-Term-Exams, die in allen Klassen geschrieben werden. Das heißt, ich habe jetzt immer Prüfungsaufsicht und soll die Namen von allen, die Reden aufschreiben

 Außerdem haben die ganz kleinen mittlerweile ihre Scheu vor dem Obruni (Weißen) abgelegt und jedes Mal wenn ich den Kindergarten betrete und ein paar Kinder im Hof sind, werde ich umkreist und immer halb umgeworfen. Sie rufen mich jetzt auch nicht mehr Obruni, sondern nur noch Obibini (Schwarzer), was den Lehrern nicht so gut gefällt (sie verbessern sie immer). Ich finde aber, es ist mal eine nette Abwechslung.


Belagerung



Wie gesagt: Ghanaer machen viele Selfies. Das Bild hat die Kleine
Vorne links gemacht. Ich halte nur die Kamera fest – sicherheitshalber.

Auch nicht mein Werk

Es kann auch mal daneben gehen...
Ich habe angefangen freitags mit den Kindern Spiele zu spielen. Nach der Pause haben sie manchmal Sport und laufen auf dem Schulhof herum. Ein kleines Problem hierbei ist zum einen die Verständigung. Es können noch nicht alle gut genug Englisch, um die ganze Erklärung zu verstehen. Dazu kommt, dass Kinder im Alter von etwa 10 Jahren nicht bis zum Ende zuhören wollen, weil sie das Spiel ja vorher schon verstanden haben – nur leider eben manchmal auch falsch verstanden. Auch ist es nicht ganz leicht den Kreis der Kinder überschaubar zu halten. Wenn ich mit etwa zwanzig Kindern anfange, habe ich am Ende nicht weniger als hundert erwartungsvolle Ghanaer vor mir stehen, die alle mitspielen wollen. Da wird ein Spiel wie „Bombe“ schon mal schnell umgedichtet.

Für alle, die nicht beim Seminar waren und das Spiel nicht kennen: Bei „Bombe“ stellen sich alle in einem Kreis auf. Eine Person steht in der Mitte und zählt laut bis zwanzig und danach leise für sich nochmal bis zehn. Bei zehn angekommen, rief sie laut „Bombe“. Während sie zählt wird im Kreis ein Gegenstand weitergegeben und die Person, die den Gegenstand gerade hat, wenn „Bombe“ gerufen wird, hat verloren, muss sich hinsetzten und ein Bein ausstrecken. In der folgenden Runde muss die Person neben ihr erst über das ausgestreckte Bein springen bevor sie den Gegenstand weitergeben kann. Das ist ziemlich lustig, bei hundert Leuten im Kreis dauert es aber auch sehr lange. Außerdem fanden die Kinder das Springen so blöd, dass sie beschlossen haben einfach en Kreis kleiner zumachen anstatt zu springen.

Bombe

Da habe ich es dann geschafft zwei Gruppen zu bilden.

Jetzt noch eine Sache zum Schluss, dann habt ihr es geschafft: Nach einer längeren Überlegungsphase hat mir der Direktor letzte Woche mitgeteilt, dass ich ab dem nächsten Term in Stage vier, fünf und sechs Deutsch unterrichten kann. Hierfür suche ich gerade Material. Ich hoffe sehr, dass das dann auch wirklich klappt. Hier glaube ich da erst dran, wenn ich es auch wirklich sehe.

Das war es von mir für den Augenblick. Morgen fahre ich nach Koforidua (Freitag ist ein freier Tag) und am Freitag wahrscheinlich weiter nach Accra. Davon berichte ich dann im nächsten Eintrag.

Bis dahin!